Mags-Frisch-Rezept-Fesenjan-Iranisches-Festmahl
Iran – wo Gastfreundschaft, Karottensaft und Hafez Zuhause sind

Die jungen Iraner verehren Hafez. Hafez ist ihr grosser Dichter. Ihr Goethe sozusagen. Ja dieser sei gar von Hafez inspiriert gewesen, wird uns immer wieder erzählt. Ähnlich angesehen sind Hashemian und Daei. Das sind iranische Fussballer, die es in die Bundesliga geschafft haben. Auch sie Nationalstolz. Und natürlich Kebab, Fleischspiesse vom Grill, die Lebenselixier zu sein scheinen. Mindestens so essentiell aber für Wohlbefinden und Funktionieren der Iraner: frisch gepresste Säfte. Ob Melonensaft, Granatapfelsaft oder der beliebte Klassiker Karotte – die Iraner sind wahre Saft- Fetischisten. Während es bei uns zum Feierabend-Bier geht, gönnt man sich hier nach Arbeitsschluss einen frischen Saft. Aus der Not mach Tugend, denkt sich unsereiner vielleicht, denn was soll man in einem Land mit striktem Alkohol-Verbot schon tun. Doch diese Juice-Bars sind eine Entdeckung. Die Säfte sind frisch, die Auswahl gross. Die Juice-Bar ist Treffpunkt – hier führt man sein Date aus oder trifft sich mit Freunden. Viele junge Iraner haben ihre Stamm-Bar – da fährt man schon auch mal zwei Stunden lang durch die verstopften Strassen Teherans. Der absolute Verkaufsrenner ist Ab Havji Bastani. Da schwimmt im Karottensaft eine grosse Kugel Eiscreme. Das klingt vielleicht gewöhnungsbedürftig, schmeckt aber umwerfend.

Etwas weniger gewöhnungsbedürftig, aber ebenso umwerfend und noch dazu ohne Entsafter hinzukriegen, sind die iranischen Fleischgerichte. Nun ja, es ist kein Volk der Vegetarier und mit wem wir uns auch unterhalten, stets wird uns Fesenjan empfohlen.
Schnell ist klar, eine Abreise ohne Fesenjan probiert zu haben, ist unmöglich. Fesenjan ist ein Festtagsgericht: das Huhn wird in Granatapfelmelasse und zermahlenen Walnüssen für Stunden geschmort und dann mit Brot oder Reis und Joghurt serviert. Das Fesenjan lässt nicht lange auf sich warten und als unser geschulter Blick das Huhn auf der Karte erspäht, zögern wir nicht. Unsere Erwartungen sind gross, werden aber nicht enttäuscht. Das Huhn schmeckt süss, mit einer fruchtig-herben Note und zergeht regelrecht auf der Zunge. Weil Zeit und Musse oft fehlen, mit dem Hühnchen Stunden in der Küche zu verbringen, hab ich eine einfache Express-Variante ausprobiert. Ob es auch eine iranische Grossmutter zufrieden stellen würde, sei dahingestellt. Aber es geht schnell, schmeckt gut und duftet stark nach Iran!

Und ja, ich muss vielleicht noch gestehen, einen Entsafter hab ich mir in der Zwischenzeit auch gekauft. Frischer Karottensaft mit Eis – darauf kann ich nicht mehr verzichten.

Rezept für ein Poulet in Granatapfelmelasse mit Kürbismus und Joghurt

Portionen 3

Zutaten

  • 2-4 Pouletschenkel oder Pouletbrüstli je nachdem wie gross der Fleischhunger ist
  • 0,5 dl Granatapfelmelasse gibt’s hierzulande in jedem Türken-Laden
  • 5 EL Olivenöl
  • Salz Pfeffer
  • 150-200 g kernarme blaue Trauben
  • Handvoll Granatapfelkerne zum Garnieren

für Kürbismus und Joghurt:

  • 1 Butternusskürbis
  • Salz Pfeffer, etwas Olivenöl oder Butter zum Verfeinern
  • Handvoll Kichererbsen
  • Etwas geröstete Sesamsamen
  • 500 g griechisches Joghurt ̈
  • Salz Pfeffer
  • ca. 30g Pistazien grob gehackt
  • optional: Blüten zum Garnieren
  • frisches Fladenbrot gibt’s in jedem Türken-Laden

Anleitung

1

  • Die Pouletschenkel mit Olivenöl und der Granatapfelmelasse einreiben, würzen und in einer Schüssel abgedeckt 4 Stunden oder besser noch länger im Kühlschrank marinieren lassen.

2

  • Unterdessen den Butternusskürbis halbieren und mit Olivenöl bestreichen, im auf 180 Grad vorgeheizten Ofen ungefähr 45 Minuten backen. Wenn der Kürbis gar ist, wird er zu einem feinen Puree verarbeitet. Wer keinen Foodprocessor besitzt, ein Stabmixer tut’s auch. Wer Kraft und Zeit hat, kann den weichen Kürbis auch mit einer Gabel zerstampfen. Das Mus wird dann zwar nicht so fein, aber schmecken tut’s genauso. Wer mag, kann beim Butternusskürbis auch gleich die Schale mitpürieren, die ist nämlich bedenkenlos essbar.

3

  • Hat das Poulet eine Zeit lang in der Marinade baden können, dürfen die Pouletstücke in eine Gratinform oder direkt auf ein mit Backpapier belegtes Blech gegeben werden. Den Traubenstrauch in ein paar kleinere Stücke reissen und ebenfalls aufs Blech geben. Die restliche Marinade über das Poulet und die Trauben giessen und dann bei 180 Grad ca. 40 bis 50 Minuten (je nach Grösse der Fleischstücke) im Ofen garen.

4

  • Nun muss nur noch das Joghurt zubereitet werden. Hierfür eignet sich besonders Griechisches Joghurt, das fetthaltiger und somit auch crèmiger ist. Das Joghurt crèmig schlagen, gut würzen und mit Pistazien und Rosenblätter oder anderen Blüten bestreuen.

5

  • Das Kürbismus mit den gerösteten Kichererbsen und den geröstete Sesamsamen garnieren.

6

  • Kürbismus, Joghurt und Pouletschenkel mit Trauben auf Platten anrichten und dazu frisches Fladenbrot servieren.

Das Buch «They would rock. 59 Tage Iran» stimmt wunderbar auf eine Reise im Iran ein. Die deutsche Autorin Helena Henneken beschreibt darin – in persischer Leserichtung, also von hinten nach vorn –  ihre Rucksack-Reise quer durch den Iran. In diesen zwei Monaten wurde die Autorin unzählige Male zum Essen ein- geladen. Und nicht nur das: Henneken begegnete im Mittleren Osten auch anarchistischen Studenten, Religionsgelehrten, ausgeflippten Künstlern, illegalen Boyfriends – und Menschen, die die geopolitische Lage ihres Landes mit Humor nehmen. Ein Buch über das Eindrücklichste was der Iran zu bieten hat: ein Buch über seine Menschen

2 Kommentare

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lieberleckerantworten
Dezember 19, 2016 um 09:12 PM

Dieses Huhn haben wir auf unserer Reise verpasst, aber den Rüeblisaft mit Vanille Eis dafür mehrfach genossen. Schmeckt wirklich ausgezeichnet 🙂
Liebe Grüsse,
Andy

MAGS FRISCHantworten
Januar 30, 2017 um 05:01 PM
– Als Antwort auf: lieberlecker

Lieber Andy, hehe gell, um den Karottensaft mit Eis kommt man gar nicht rum 😉 Fesenjaan ist auf alle Fälle ein guter Grund, eine solche Reise zu wiederholen 😉 Es ist wirklich klasse! Und vielleicht trifft man sich ja beim nächsten Iran Trip per Zufall irgendwo auf dem Bazaar 😉
Herzlichst, Nici

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