Immer wenn sich der Sommer langsam dem Ende zuneigt, macht sich etwas Melancholisches in mir breit. Ich beginne mir die Spargelzeit herbei zu wünschen, aber nicht der Spargeln wegen – sondern viel eher, weil der Spargel Vorbote war, im Schlepptau all die Beeren und Blumen, langen Tage und lauen Nächte.
Der Sommer schmeckt ganz besonders – die Aprikosenknödel von meiner Grossmutter, die noch heisse Beerentarte aus dem Ofen oder der Geruch beim Grillieren im Wald. Melonen riechen genauso nach Sommer wie Regen auf heissem Asphalt oder das Salz in der Luft einer Küstenstadt. Der Duft vom Rosmarin auf dem Balkon ist dem der gebrauchten Wanderschuhe vorzuziehen – aber beides ist Sommer.
Nach Sommer, nach Erholung, nach Südfrankreich schmeckt auch Salade niçoise. Die salzigen Oliven, die reifen Tomaten, der Fisch – ein Salat, so sehr er mich an Ferien erinnert, so sehr wurde er auch immer wieder verhunzt. Dann muss er sich wiederfinden, der Entfaltung vollkommen beraubt – in einer Plastikschale, zusammengepappt mit minderwertige Oliven, die mit einem vermutlich noch minderwertigerem Fisch, um die Gunst der faden Tomaten eifern. Dabei könnte der Salat so anders. Salade niçoise ist imstande die heissen Tage, die Meeresbrise, die Reife aller Früchte, und die nackten Oberkörper und faulen Stunden der heissen Jahreszeit nochmals aufleben zu lassen, bevor er sich endgültig verabschiedet – der schöne Sommer.
Auch Klassiker dürfen sich ab und ein neues Kleidchen zulegen und sich von einer neuen Seite zeigen. Ich habe in meiner Version 2.0 die Kartoffelschnitze durch einen Süsskartoffel baked Potatoe und das hart gekochte Ei durch ein poached eggersetzt. Anstatt frischen Tomaten hab ich getrocknete gewählt.
Aufpeppen und Uminterpretieren ist auch beim Klassiker erlaubt. Solange man weiss, wie das Gericht heisst und ausgesprochen wird. Da sollte sich auch die Amerikanerin nicht zuviel Spielraum erlauben.
Rezept für einen Salade niçoise
Zutaten
- 2 Süsskartoffeln
- 2 Eier
- grüner Salat
- 1 Dose Thon aus nachhaltigem Fang
- 200 g grüne Bohnen
- Handvoll schwarze Oliven entsteint
- Handvoll getrocknete Tomaten in Öl
- Olivenöl
- Balsamico Essig
- Salz Pfeffer
Anleitung
1
- Die Süsskartoffeln mit einer Gabel ein paar Mal einstechen und dann je in Alufolie wickeln und in der Mitte des vorgeheizten Ofens für circa 30 Minuten bei 200 Grad backen. Natürlich kann man die Süsskartoffeln in der Alufolie, die genau wie gewöhnliche Baked Potatoes gemacht werden, auch auf den Grill oder in die Glut legen.
2
- Die Eier für sechs Minuten kochen und dann kalt abschrecken. Dann solltet ihr softboiled eggs haben, das bedeutet, dass das Eigelb noch flüssig und das Eiweiss bereits hart geworden ist. Die Eier können auch wie gewöhnliche poached eggs gemacht werden.
3
- Den grünen Salat rüsten, waschen und trocken schleudern. Die grünen Bohnen blanchieren und dann mit kaltem Wasser kurz abschrecken. Die Oliven entsteinen und halbieren, die Tomaten klein hacken. Den Thon mit einer Gabel zerzupfen. Mit dem Olivenöl und dem Balsamico, Salz und Pfeffer ein Dressing zubereiten. Die Salatblätter auf zwei Schüsseln verteilen und mit den Oliven, Tomaten und dem Thon bestreuen.
4
- Die Salatblätter und die grünen Bohnen auf zwei Schüsseln verteilen. In je eine Schüssel eine Süsskartoffel und ein soft boiled egg geben und mit den Oliven, Tomaten und dem Thon bestreuen. Das Dressing grosszügig darüber träufeln und geniessen.