Über Persepolis hatte ich schon einiges gelesen, vom Platz des Imams schon Bilder bestaunt und natürlich trieb mich auch eine Neugierde an, in ein Land zu reisen, von dem ich so wenig wusste – und noch dazu auf Trumps Feindesliste steht. Aber ja, ich möchte ehrlich sein, ein weiterer und schwerwiegender Grund lag in den Kochtöpfen der persischen Mütter und Grossmütter.
Farsi lernen
Ich wusste von Quitten und Lamm im Schmortopf, hörte von Hühnchen in einer klebrigen Granatapfel-Marinade oder von honiggetränkten Süssigkeiten. Besonders ihre Vorliebe süss und salzig zu kombinieren und in pikante Schmorgerichte Früchte und Dörrfrüchte reinzupacken, liess meine Vorfreude ins Unermessliche steigen.
Chorescht-e fesendschan, Asch, Falude, Ghorme-Sabsi, Kashk e bademjan – so klingen sie, die iranischen Köstlichkeiten auf Farsi. Aus Angst immer nur Fleischspiesse vorgesetzt zu bekommen, habe ich mir umgehend ein kulinarisches Repertoire angeeignet und etliche Gerichte auf Farsi auswendig gelernt. Die Belohnung folgte umgehend in kalorienreichen, nahrhaften und unvergesslichen Köstlichkeiten.
Gastfreundschaft – nicht von dieser Welt
Es reicht jedoch nicht, sich lediglich ein appetitliches Voci zuzulegen, man sollte sich auch für den täglichen Umgang mit den Landsleuten etwas vorbereiten. So pflegen die Iraner_innen eine beispielslose Höflichkeitsform, auch genannt Taarof. Dabei wird dir gesagt, dass du das Taxi nicht zu zahlen brauchst oder die Datteln umsonst sind. Diese Angebote werden aus Höflichkeit gemacht und sollten deshalb erst dann angenommen werden, wenn sie auch nach drei Ablehnungs-Anläufen noch immer stehen. Ähnlich verhält es sich mit Einladungen zum Essen.
Während unserer Reise haben wir davon einige erhalten und auch da gilt, erst darauf eingehen, wenn – auch nach drei Zurückweisungen – unbeirrbar daran festgehalten wird. Bei den persönlichen Einladungen war dies ausnahmslos immer der Fall. So kommt es vor, dass flüchtige Begegnungen beim Schlangestehen für frischen Granatapfelsaft in gemütlichen Tischrunden ihr glückliches Ende finden.
Mehr als Kebab
„Es ist schade um alle Speisen, die alleine gegessen werden“, besagt ein persisches Sprichwort. Diesem Credo bleiben die Iraner_innen treu und allzu oft findet man sich wieder –auf einem Perserteppich sitzend, umgeben von Reisgerichten, Kräuterbergen und Fleischspiessen – von Landsleuten eingeladen.
Apropos Fleischspiess. Wer den Spiess mal umdrehen und wenigstens im Restaurant die aufgetragenen Speisen spendieren will, kommt in Schwierigkeiten. In einem Land, in der die Rolle der Gastgeber_innen mit einer Gewissenhaftigkeit ausgeführt wird, die an die Steuermoral der Schweizer_innen erinnert, ist das kein leichtes Unterfangen.
Die Vorurteile gegenüber dem Iran sind zahlreich, ihre Entsprechungen in der Realität dürftig. In Erinnerung bleiben mir mit Kräutern beladene Eierspeisen, köstliche Schmortöpfe, prachtvolle Moscheen und eine Gastfreundschaft, die Seinesgleichen sucht.
Übernachten & Essen
Shiraz
Ins Parhami Guesthouse in Shiraz würd ich sofort wieder hin. Inmitten der hektischen Grossstadt bietet das Parhami einen wunderbar ruhigen und sehr familiären Rückzugsort mit exzellentem Essem und herzlichen Gastgebern.
Yazd
In Yazd ist das Kohan eine kleines Juwel. Das Guesthouse hat einen Innenhof, so schön, dass man gar nie mehr weg will. Auf den Liegen lässt es sich stundelang verweilen, lesen, dösen, Reise planen oder mit anderen iranischen Touristen plaudern. Preis-Leistung ist überragend.
Art House: Dieses kleine aber feine Café haben wir nur per Zufall entdeckt – und wie heissen sie schon wieder, die guten Zufälle? Glück? Auf alle Fälle ein Muss. Über den Dächern von Yazd lässt sich bei Sonnenuntergang, Doogh und Kashk e Badmjan den Abend geniessen.
Isfahan
Firouz Cafe: Ein hübsches Restaurant, das herrliches Fesenjan im Angebot führt. Auch bei den Einheimischen beliebt.
Abbasi Hotel: Die Iraner haben es immer wieder betont: das älteste Hotel der Welt ist das Abbasi Hotel. Nächtigen lässt es sich hier zweifelsohne edel. Es lohnt sich aber auch schon einfach auf einen Tee und Glacé hierher zu kommen. Oder die typische Suppe: Ash e Reshteh. Wenn die Sonne untergegangen ist, wird der riesige Innenhof des Hotels zum Treffpunkt für Jung und Alt. Nirgends kann man so gemütlich die urbane iranische Gesellschaft beobachten.
Platz des Imams: Der Platz des Imams hat mich tief beeindruckt. Die Stimmung ist besonders am Abend einmalig, wenn die Familien ihr Picknick auspacken und sich eine Picknick-Decke an die nächste reiht. Ein Erlebnis.
In Isfahan schläft es sich ruhig und idyllisch im Bekhradi House. Mit nur vier Zimmer, einem hübschen Garten und freundlichem Personal überzeugt diese Unterkunft vollends.
Teheran
Darband: Was der Üetliberg den Zürchern, ist Darband den Teheranern. Darband, quasi das Naherholungsgebiet der Megametropole, ist das ideale Ausflugsziel. Kilometer lang führt der Weg den Berg hinauf, gesäumt von unzähligen Restaurants, die alle, und zwar ausnahmslos, Fleischspiesse im Angebot führen – und dem Begriff ‚Konkurrenzdruck‘ eine ganz neue Dimension verleihen. Teheran trifft sich hier zum Date.
Gilaneh: Das Restaurant Gilaneh ist für iranische Verhältnisse eher teuer, für Touristen aus der Schweiz noch immer absolut im Rahmen. Und es ist sein Geld wert: das Essen hier ist ein Traum. Die Karte bietet ein breites Spektrum der persischen Küche.
Kashan
Das Manoucheri in Kashan ist ein echter Hingucker. Hier haben einige Stylisten ihr Talent unter Beweis gestellt. Schöne Zimmer, ein noch viel umwerfender Garten und zum Frühstück Karottensaft soviel man will. Gediegen und mit viel Geschmack.
Ghom
Ghom ist die wahrscheinlich die religiöseste und konservativste aller iranischen Städte. Und dennoch oder eben gerade deswegen einen Besuch wert. Hier fühlt man sich ein weiteres Mal in eine andere Welt versetzt. Der Schrein der Fatima Masuma ist einer der bedeutendsten Wallfahrtsorte der Schiiten und mit seiner imposanten Grösse, der goldenen Kuppel und den Menschenmassen ein bleibendes Erlebnis. Ghom ist zudem die das bedeutendste Zentrum der schiitischen Lehre der Welt und mit seinen vielen Universitäten, mehr als 50’000 Studenten und über 200 historisch bedeutsamen Orten auch eine der geschichtsträchtigsten Städte des Irans.
Diese Gerichte solltest du kennen & probieren
Gormeh Sabzi = Kräuter Stew
Kashke Badmjan = Gericht aus Auberginen
Fesenjan = Chicken mit Walnuss Granatapfelsauce, ein Festmahl
Khoresh Badmjan = Auberginen Eintopf mit Lamm, Safran und Tomaten
Ab Havij = Karottensaft frisch gepresst
Ab Havij Bastani = Karottensaft mit Glacé (die Iraner stehen da voll drauf)
Doogh = iranisches Getränk aus Joghurt, Wasser und Salz, das so wunderbar erfrischend ist und zum Essen getrunken wird
Faloodeh = Dessert aus feinen Reisnudeln, Rosenwasser und Zucker. Sehr süss, in Shiraz ein absolutes Muss, weil es da zu den Spezialitäten gehört
Nützliches für den Iran
Visum: Wir haben ein Visum on arrival gemacht, sind also ohne ein Visum in den Iran geflogen und haben erst am Flughafen Teheran unsere Visa bekommen. Das hat reibungslos geklappt. Auf diese Weise spart man nicht nur viel Zeit, sondern auch einiges an Geld.
Kopftuch: Ja, im Iran muss Frau im öffentlichen Raum immer eine Kopfbedeckung tragen. Bis zu den Schläfen reicht dieses Kopftuch aber bei den meisten Iranerinnen nicht. Besonders in grossen Städten, wie Teheran oder Isfahan, in denen viele junge, säkulare Menschen leben, ist das Kopftuch keineswegs immer fromme Verhüllung, sondern auch modisches Accessoire, mit dem gespielt und provoziert wird.
Ein Piktogramm, welches das women-only Abteil in der U-Bahn kennzeichnet
Persepolis – beeindruckt nachhaltig
Posieren mit Locals – das gehört hier einfach dazu
Frühstück in Isfahan – das iranische Frühstück sieht eigentlich immer genau so aus