Ich war ein neugieriges Kind. Einen gesunden Appetit hatte ich ebenfalls. So zögerte ich keine Sekunde als mir während einer Tauf-Messe in einer katholischen Kirche eine Hostie gereicht wurde. Hocherfreut, denn ich hatte die kirchliche Zwischenverpflegung meiner katholischen Freundinnen immer als etwas beneidenswertes empfunden. Endlich konnte ich auch mal probieren von diesen sagenumworbenen Hostien.
Die Enttäuschung war gross, denn die Hostien hatten gar wenig gemein mit den Kambly-Bretzeli. Dass meine Erwartungen und nicht die Hostien das Problem waren, versuchten die geübteren Kirchengänger mir dann zu erklären.
Heiterkeit & Hostien
Bei den Breztzeli muss ich darum auch heute noch an Hostien denken und welch amüsanten, um nicht zu sagen abstruse Vorstellungen Kinder manchmal haben. Heute weiss ich, dass Hostien und Bretzeli zwar durchaus Gemeinsamkeiten haben, sie aber ganz anderen Ansprüchen gerecht werden müssen.
Die Bretzeli oder Bricelets, wie sie im Welschen heissen, können aber auch auf eine lange Historie zurückblicken. Die älteste schriftliche Erwähnung stammt nämlich aus dem Jahre 1552 und beschreibt ein Bretzeli-Eisen in einem Glossar aus dem Fribourgischen. Die Bretzeli-Eisen haben damals natürlich noch weitaus umständlicher funktioniert. Das Aufklappen, Füllen und Zusammendrücken des schweren Eisens war nicht ohne Anstrengung. Erst recht, weil man dann das Eisen übers Feuer halten musste. Jede Seite ein halbes Ave Maria, heisst es in einem Kochbuch aus dem Jahre 1581. (Da klingen die Hostien doch wieder an.)
Fuule Wiiber
Dafür ging der Teig umso rassiger. Bretzeli Teig muss man weder kneten noch auswallen, mit einem Schwingbesen vermischen genügt. Daher wohl auch der Name: „Fuule-Wiiber-Teig“.
Die Zürcher Hüppen funktionieren ganz ähnlich, nur werden diese gebacken und dann gerollt. Die ersten Hüppen hatten einen dünnen Teig und eine Füllung aus Luft. Die heute bekannte und geschätzte Praliné-Füllung kam erst viel später. So soll es auf den Zürcher Märkten dann so geklungen haben: „Hüp! Wer nichts hat als den leeren Schein, der wird wie unsre Hüpen sein“. Napoleon der Dritte soll übrigens auch ein bekennender Liebhaber des Gebäcks gewesen sein. Der arme Kerl muss aber wohl noch solche ohne Füllung gegessen haben. Ich bedaure.
Selbermachen
Weil ich nun stolze Besitzerin eines Betty Bossi Bretzelieisens bin, habe ich die klassischen Bretzeli gerollt, gefüllt und globalisiert. Diese Variante ist eine Mischung aus Berner Bretzeli, Zürcher Hüppen und italienischen Canoli. Nur an Hostien sind sie nicht angelehnt.
Rezept für gefüllte Bretzeli
Zutaten
ZUTATEN FÜR 25 BRETZELI
Teig:
- 220 g Mehl
- 200 g Zucker
- 3 EL Rapsöl
- 3 EL Vollrahm
- 1 Ei
- 2,5 dl Wasser
- Prise Salz
- 1/4 TL Zimt
- 1/2 TL Kurkuma
Füllung:
- 150 g Ricotta
- 150 g Frischkäse
- 80 g Kürbispurée
- 1 Vanillezucker
- 4 EL Honig
Anleitung
1
- Ei, Rahm, Öl, Zucker und Salz in eine Schüssel geben und mit dem Schwingbesen des Handrührgerätes schaumig rühren. Mehl, Zimt, Kurkuma und Wasser unter Rühren beigeben.
2
- Wenig Teig mit einer Schöpfkelle in die Mitte des heissen Bretzeleisen geben und circa 1,5 Minuten backen. Das Bretzeli herausnehmen, auf einem Gitter wenige Minuten abkühlen lassen und dann sofort rollen.
3
- Für die Füllung Ricotta, Frischkäse, Kürbispurée, Vanillezucker und Honig gut vermischen. In einen Spritzsack füllen und für circa 2 Stunden gut kühlen.
4
- Die Füllung in die abgekühlten Bretzeli spritzen und mit gehackten Pistazien verzieren. Sofort servieren und geniessen.
- Tipp: die gefüllten Bretzeli nicht mehr allzu lange stehen lassen, irgendwann verliert der Teig an Knusprigkeit und das wäre schade. Also erst kurz vor dem Servieren füllen.
Dieser Beitrag ist in Zusammenarbeit mit Betty Bossi entstanden. Auch wenn ich dafür entlohnt wurde, gebe ich nur meine eigene Meinung wieder. Bei Inhalt und Text hatte ich völlige Gestaltungsfreiheit.