Tofu Bibel und Fibel

„Rate mal, was ich für eine Note beim Diktat bekommen hab?“, das klingt jetzt nach nervigem Schulkind und noch nervigerem Streber. Ein Streber war ich nie, nervig vielleicht. Denn Ratespiele haben mich endlos amüsiert. Je schwieriger die Herausforderung, desto spassiger das Spiel. Dass ich heute noch immer ähnlich ticke, merke ich immer wieder beim Kochen und Backen. Als ich vor einigen Jahren das erste Mal Schokoladenkuchen mit Avocado zubereitete, war’s mir eine helle Freude, meine Versuchskaninchen auf die Folter zu spannen und anstatt die Zutatenliste zu lüften, fragte ich immer wieder „Rate mal, aus was das gemacht ist?“. Klingt nach nerviger Köchin, ist so.


Seidentofu – ein Alleskönner

Bei dieser Schoko-Mousse war das mal wieder ähnlich. Erst als alle potentiellen Ingredienzen aufgezählt waren und mein Gegenüber entnervt ermüdete, rückte ich vergnügt mit der Antwort raus: „Da drin hat’s Seidentofu, das hättest du nicht gedacht gell?“


Das Rezept für diese Seidentofu-Schokomousse habe ich aus dem wunderbaren Buch ‚Tofu‘ von Claudia Zaltenbach. Claudia Zaltenbach ist das Gesicht hinter dem sorgfältig gestalteten und so liebevoll geführten Blog ‚Dinner um Acht‘. Das Buch ist im Herbst 2019 im Hädecke Verlag erschienen und ist ein Muss für jeden Tofu-Liebhaber, jede Tofu-Liebhaberin und erst Recht für alle, die bis anhin noch wenig damit anzufangen wussten. Das Buch birgt lauter Rezepte, die geradezu ermuntern, das Umfeld in Ratespielen herauszufordern. Einen Hummus aus Tofu und Kürbiskernen zum Beispiel oder den Matcha Cheesecake mit Tofu – das bloss zwei der vielen überraschenden Kreationen.


Tofu für Liebhaber, Anfänger und Neueinsteiger

Claudia Zaltenbach begreift es, ihrer Leserschaft nicht bloss jede Menge kreative Tofu Rezepte zu erläutern, sondern auch das nötige Hintergrundwissen mitzuliefern. Das Buch ist voll mit Wissen und Wissenswertem rund um den Tofu. Ich lerne viel über die Herstellung und die Bedeutung, über die verschiedensten Sorten und die Geschichte. Schöne Portraits über Tofu-Hersteller in Tokyo, London oder Berlin runden das ganze ab.


Claudia Zaltenbach erklärt, welch hoher Stellenwert Tofu beispielsweise in Japan geniesst. Ja alleine schon die Tatsache, dass der weiche Tofu ‚Seide‘ heisst, also Kinugoshi und der mittelfeste Tofu Baumwollen, japanisch Momen, zeigt doch die Bedeutung dieses Lebensmittel eindrücklich.


Ihre Begeisterung für das Produkt ist spürbar und das macht das Lesen besonders kurzweilig. Sie ist Feuer und Flamme und dem kann man sich kaum entziehen. Ihre Bewunderung gilt längst nicht nur dem Tofu und seinen zigtausend Möglichkeiten, sie hat auch eine tiefe Wertschätzung für Tofu-Macher, allen voran Takashi Aoyama, ein Tofumeister in Tokyo, und deren Handwerk. Das vermittelt sie gut – die Herstellung von Tofu ist ein Handwerk mit einer langen Tradition.


Tofu – längst nicht nur für die asiatische Küche

Die Rezepte sind tatsächlich sehr oft überraschend. Claudia versteht es, nicht einfach das Fleisch in den Rezepten durch Tofu zu ersetzen. Ganz im Gegenteil, sie liefert Rezept, die merklich rund um den Tofu kreiert wurden. Bei ihr ist der Tofu kein Ersatzprodukt, sondern der unangefochtene Star.


Mit ihren Rezepten bewegt sie sich oft, aber längt nicht nur, im asiatischen Raum. Sie präsentiert eine Palette an Rezepten, die einerseits wahnsinnig kreativ und einfallsreich ist und andererseits auch das ‚who is who‘ der wichtigsten asiatischen Gerichte abbilden. Tikka Masala, Mapo Doufu, Miso Ramen, Okonomiyaki. Dieser Mix gelingt ihr einmalig.



Ich lerne bei ihr viel Neues. So zum Beispiel macht sie mich mit Yuba bekannt. Yuba ist die hauchdünne Tofuhaut und eine besonders leckere Spezialität aus Kyoto. Höchste Zeit also dieses Wissenslücke zu schliessen. Claudia hat in Sachen Tofu keine Wissenslücken mehr, so scheint es. Das Buch ist gut recherchiert, schön aufbereitet, klug erklärt und Verbraucherfreundlich runtergebrachten. Was für eine Lese-, Koch- und Genussfreude!


Rezept für eine Schokoladenmousse mit Tofu


Zutaten

  • 300 g Seidentofu
  • 100 g schwarze Schokolade
  • 3 EL Ahornsirup
  • 1 TL Vanille Essenz
  • 1 TL Lakritzpulver (geht auch ohne wunderbar!)

Zubereitung

1

Die Schokolade im Wasserbad schmelzen und au circa 37 Grad (Hauttemperatur) abkühlen lassen. Den Seidenstoff mit Ahornsirup, Vanille und Lakritzpulver in den Mixer geben und glatt pürieren.

2

Die Schokolade zugeben und zu einer seidigen Masse mixen. Die Mousse auf zwei Schälchen oder Gläser verteilen und in den Kühlschrank stellen. Für mindestens 30 Minuten, lieber etwas länger, kühlen.

3

Mit gerösteten Nüssen garnieren. Wer will, streut noch einige Schokospäne darüber. Im Sommer passen auch einige frische Beeren ganz ausgezeichnet. Claudia, die Autorin des Tofu-Buches, hat Himbeeren genommen.

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