Regelmässig vergesse ich Geschirrspültabs einzukaufen, oder Abfallsäcke. Elende Basics, die kein berauschendes Kaufgefühl schenken, nie sonderlich beglücken – und doch, wenn sie vergessen gehen, stapelt sich entweder Geschirr oder Abfall in der Küche und man weiss wieder sehr genau, wieso sie eben doch wichtig sind – fehlendem Kaufrausch zum Trotz. Oder Logins. Auch die vergesse ich wiederkehrend und lassen mich gedanklich Stottern. Verdammte Logins.
Dann gibt es Dinge, die vergesse ich nie. Komme was wolle. Telefonnummern von Freundinnen aus der Primarschule beispielsweise. Während ich – ja durchaus nützliche – Handynummern von aktuellen Bekanntschaften kaum auswendig kenne, kann ich diese in die Jahre gekommenen Festnetznummern noch punktgenau. Auch sonst bin ich ziemlich gut in der Disziplin ‚unnützes Wissen‘. Eine Kategorie, die nie irgendwo je wichtig sein wird – ausser du strebst eine Karriere in Bar- und Pubquiz an. Oder dein Date findet es betörend, wenn du weisst, dass Koalas in Stresssituationen Schluckauf bekommen oder Drake der US Rapper mit dem kleinsten Vokabular ist.
Unvergessen
Glücklicherweise gibt’s noch mehr, das mir zuverlässig bleibt. Erlebnisse beispielsweise. Erlebnisse, die schon Jahre zurück liegen und dennoch präsent sind, als sei es grad gestern gewesen.
Die indischen Hochzeiten zählen hier definitiv dazu. Ich hatte das grosse Glück zweimal miterleben zu dürfen, wie ein indisches Paar heiratet, wie geweint, gelacht, fotografiert, gefilmt und – oh jaa – gegessen wird. Ein regelrechtes Festmahl war das und stellte alles bereits gedanklich Ausgemalte in den Schatten.
‚Die‘ indische Küche gibt es nicht, genauso wie es auch ‚die‘ chinesische nicht Küche gibt. Diese Länder sind so gross, ihre Küchen so vielseitig und variantenreich, von einer Küche zu reden, wäre als wenn man auf seiner eigenen Hochzeit Diät hält – also unangebracht.
Eine Küche gross wie sein Kontinent
An der Westküste gibt’s Fastfood zum Niederknien – Idli, Dosa und Vada. Mumbai, einst von den Portugiesen einem britischen Prinzen als Mitgift vermacht, war mal ein Fischerdorf, heute Millionenstadt und kulinarischer Schmelztiegel zugleich. In Kerala werden nicht nur Süss- und Meerwasserfische geliebt, sondern auch Prathaman, Dessert aus Kuh- und Kokosmilch. Während in Tamil Nadu die meisten Menschen vegetarisch essen, sind es die Christen in Kerala gewohnt, mit Fleisch zu kochen. Chutneys gehören dafür in Tamil Nadu bei jeder Mahlzeit auf den Tisch – je grösser die Auswahl, desto besser das Mahl, dürfte ihre Devise lauten. Das kulinarische Wahrzeichen von Hyderabad ist Biryani, ein geschmortes Reisgericht, das die persischen, arabischen und türkischen Einflüsse der Region wiederspiegeln. In Delhi wird Indien dem Ruf der scharfen Küche gerecht – viel Chili und viel Fett kommen hier zum Einsatz. Das kommt nicht von ungefähr, sondern hat mit dem Leibarzt eines Grossmogul zu tun, der geraten hat, viel Chili zu essen, um die schlechte Wasserqualität auszugleichen, das Fett dann wiederum sollte helfen, deren Schärfe zu vertragen. Hirse ist in Rajasthan Grundnahrungsmittel und der Mangel an frischem Gemüse wird durch eine Vielzahl Linsen wieder Wett gemacht. Das heissgeliebte Butter Chicken kommt aus der Punjab Region, das ebenso buttrige Dal Makhani genauso.
Shahi Paneer, eine Entdeckung
Das Gute an einem ausgiebigen Hochzeitsschmaus ist, dass die Küchen der vielen verschiedenen Regionen vereint werden. Das Beste aus dem Norden, dem Süden, das Feierlichste aus dem Westen und dem Osten findet sich dann auf einer Tafel wieder. Ein Gericht, das ich nie vergessen werde, ist Shahi Paneer.
Shahi bedeutet kaiserlich, royal. Paneer ist der indische Frischkäse, der traditionell ohne Salz hergestellt wird. Gerade weil viele Menschen hinduistischen Glaubens in Indien ganz auf Fleisch verzichten, ist Paneer ein wichtiges und vielerorts beliebtes Hauptgericht. Ein Shahi Paneer braucht, das verwundert keinen, vielerlei Gewürze, zudem Cashews, Tomaten, Zwiebeln und Rahm. An Shahi Paneer könnt ich mich erst satt sehen, dann satt essen.
Auf REIS en mit Reis
Ich habe mein Shahi Paneer mit Kokosreis aus dem Reiskocher von Betty Bossi zubereitet, dazu gab’s Gurken Raita und ein sämiges Dal. Wer mag, serviert dazu noch Naan oder Roti. Ersteres ist besonders schmackhaft, wenn’s mit Knoblauchbutter bestrichen – oder in der indischen Variante – wenn’s in Knoblauchbutter getränkt wird. Ein solches Naan würde in Indien nie irgendjemand ablehnen, denn schon das kleinste Kind weiss, mit Knoblauchbutter verwöhntes Naan das Beste ist, was du kriegen kannst.
A pro po das Beste, was du kriegen kannst. Ein Reiskocher gehört auch dazu. So ein Ding ist gold wert. Wirklich. Nie wieder matschiger Reis, nie wieder verklebter Reis. Immer warm, immer bissfest, immer perfekt. Und seeehr indisch, so einen Reiskocher daheim zu haben.
Rezept für Shahi Paneer mit Dal und Kokosreis
Zutaten
Fürs Shahi Paneer
- 2 EL Rapsöl (Butter oder Ghee gehen auch)
- 1 TL Koriandersamen
- 1 TL Kreuzkümmel
- 1 EL Ginger Garlic Paste
- 2 gelbe grosse Zwiebeln
- 4 Datteln getrocknet
- 1 Dose Pelati
- 2 EL Tomatenmark
- 1 Zimtstange
- 2 Messerspitzen Chili (mehr oder weniger, je nachdem wie scharf gegessen wird)
- 100 g Cashews
- 2,5 dl Rahm
- 1 EL Garam Masala
- grobkörniges Meersalz und Pfeffer aus der Mühle
- 2 EL Rapsöl (Butter oder Ghee gehen auch)
- 400 g Paneer
Für den Reis
- 350 g Basmatireis
- 1/2 TL Salz
- Kokosmilch oder Kokoswasser (Reis vs Flüssigkeit im Verhältnis 1 vs 1,5)
Fürs Raita
- 360 ml griechisches Naturejohurt
- 1 Bund Koriander frisch
- 1/2 TL Kreuzkümmel gemahlen
- 1/3 Salatgurke
Fürs Dal
- 200 g rote Linsen
- 1,5 dl Kokosmilch
- 300 – 500 ml Gemüsebouillon
- 1 Zwiebel
- 1 EL Sultaninen
- 2 EL Currypaste
- 2 EL Rapsöl (Ghee oder Butter gehen auch)
Zum Fertigstellen
- 1-2 EL schwarzer Sesam geröstet
- 1 Handvoll Kürbiskernen geröstet
- reichlich Koriander frisch
Anleitung
1
- Die Zwiebel sowie die Datteln fein hacken. Koriandersamen und Kreuzkümmel in Raps (Ghee oder Butter gehen auch) anschwitzen. Ginger Garlic Paste, Zwiebeln, Tomaten samt Saft, Tomatenmark, Cashews, gehackte Datteln, Chili, Zimtstange zufügen und weiter anschwitzen. Bei Bedarf mit Wasser ablöschen und einköcheln lassen. Mindestens für 30 bis 40 Minuten köcheln lassen, falls nötig immer mal wieder bisschen Wasser zufügen. Wenn alles Wasser vollstänig verdampft ist, die Paste etwas auskühlen lassen. Zimtstange entfernen. Die Paste in einen Mixer geben und zu einer feinen Paste mixen.
2
- Öl (Ghee oder Butter) in derselben Pfanne erhitzen. Den Paneer in Würfel oder Triangel schneiden und scharf anbraten. Dann die Paste und Rahm zufügen und etwas einköcheln lassen. Kurz vor Schluss Garam Masala dazugeben, mit Salz und Pfeffer würzen.
3
- Den Reis im Reiskocher gar kochen. Anstatt Wasser kann auch Kokoswasser oder halb Wasser, halb Kokosmilch verwendet werden.
4
- Eine Gurke sowie eine Tomante klein hacken, mit griechischem Joghurt, Kreuzkümmel, Salz und Pfeffer würzen. Gehackter Koriander und gehackte Minze daruntermischen. Mit Sesam garnieren.
5
- Fürs Daal die Linsen mit kaltem Wasser waschen. In einem Topf Rapsöl (Ghee oder Butter geht auch) erhitzen und die Currypaste zufügen. Dann die Zwiebel anschwitzen. Die Linsen mitsamt den Sultaninen zufügen und mit Gemüsebouillon ablöschen. Die Linsen ganz weich köcheln, kurz vor Schluss die Kokosmilch zufügen und nochmals einköchel. Die Linsen brauchen zwischen 15 und 20 Minuten, dürfen aber auch länger, weil sie keinen Biss mehr haben müssen. Abschmecken und frischer Koriander daruntermischen.
6
- Reis mit Shahi Paneer, Linsen und Raita servieren. Mit reichlich Korianer und geröstetem Sesam garnieren.
Equipment
Dieser Beitrag ist in Zusammenarbeit mit Betty Bossi entstanden. Auch wenn ich dafür entlohnt wurde, gebe ich nur meine eigene Meinung wieder. Bei Inhalt und Text hatte ich völlige Gestaltungsfreiheit.
2 Kommentare
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[…] Rezepte mit Reis gefällig? Dann schau dir doch dieses hier mal an. Von Korea gehts nach Indien, aber es wird nicht weniger […]
[…] muss dieses Shahi Paneer mit Dal und Kokosreis von MagsFrisch unbedingt […]