La grassa, die Fette – wie die Stadt liebevoll auch genannt wird – ist die pure Verführung. Wo das Auge hinfällt – Mortadella, Parmigiano, Salsiccia und Tortellini. Hier wird gekostet, genossen und geschlemmt. Satt? Gibt’s nicht.
Und La grassa ist übrigens keine fette, unförmige Frauentausch-Darstellerin aus RTL2, sondern viel eher die herzliche, üppige Mamma mit roten Lippen, vollem Busen und Händen, die Mehl und Wasser in Gold verwandeln.
Das Paradies für Feinschmecker liegt also tatsächlich mitten in der Emiglia Romana, irgendwo zwischen Venedig und Florenz. Da wo der gemeine Student erst mal Punkte-Jagd und Wegleitungen konnotiert, sollen die Gourmets ihre Wahlheimat finden. Mortadella und Tortellini stammen aus Bologna, der Parmigiano ebenfalls, Parma Schinken und Aceto Balsamico aus der Umgebung. Und natürlich die Spaghetti Bolognese – wobei der Italiener gerade die Hände verwirft – Tagliatelle al Ragu heissen die da natürlich und schmecken wie man es von einem Original erwarten darf, delizioso.
Bologna hat mehr als nur Kalorien zu bieten. Die älteste Universität Europas, die 1088 in Bologna gegründet wurde, macht die Stadt zu einer Gelehrten – la dotta, daher ihr nächster Beiname. Bologna ist aber nicht nur la grassa und la dotta, sondern auch noch la rossa, die Rote, weil die Stadt Jahrzehnte lang eine mustergültige linke Hochburg darstellte.
Eine linke, gescheite und verfressene Geniesserin – was will man schon mehr. Bologna ist die perfekte Freundin und Geliebte. Eine Lieblings-Stadt eben.
Wohin zum Schlemmen?
Drogheria della Rosa: Ein Lokal wie aus dem Bilderbuch – keine Karte, nur ein mitteilungsbedürftiger Kellner, ein theatralischer Chef mit Plauze, vorzügliches Essen und excellenter Wein.
Osteria dell’orsa: Laut, busy, jung, unkompliziert – die Osteria gleich neben der Uni ist eine wahre Institution und gibt’s schon seit Ewigkeiten. Hier wurden schon Affären beendet, Start-ups gegründet, Literatur geschrieben, Liebesromanzen begonnen – immer im Beisein von hervorragender Pasta. Preis-Leistung ist unschlagbar.
La Prosciutteria: Hier gibt’s das, was bei uns Plättli genannt wird. Ein Brett mit Fleisch und Käse, saurem Gemüse, eventuell Trauben, begleitet von frischem Brot. Nur dass dieses Plättli eine Wucht ist, üppig beladen mit Köstlichkeiten – Mortadella, Taleggio, Schinken, Salami, Asagio, Gorgonzola-Brötchen, Oliventapenade, Auberginen, Provolone, Gran Padano Würfelchen…
Salumeria Simoni: Apéröle ist in Bologna ein Menschenrecht. Das kann man überall. Und am Besten macht man es auch überall. Zum Beispiel bei Simoni. Wenn irgendwo Stracciatella di Burrata angeboten wird, dürft ihr keine Zeit verlieren – das ist was vom Besten überhaupt.
Camera a Sud: Hier möchte ich einfach sein, Bruschette essen, vino tinto trinken, Negroni schlürfen und über Olivenöl, Frauenrechte und Schuhe plaudern.
Tortellini sind hier Handarbeit und Herzensangelegenheit
Pride 2016
Wie kleine rote Pralinen
Und zum Schluss…